Für die einen ist der Goldstandard die Antwort auf anhaltende Staatsverschuldung und Inflation, für die anderen ein Auslaufmodell, dessen Funktionalität schon in der Vergangenheit an seine Grenzen kam. Doch wer hat Recht?
In diesem Artikel beleuchten wird die Vor- und Nachteile des Goldstandards und klären auf:
- Was ist der Goldstandard überhaupt?
- Was ist der Unterschied zwischen Goldstandard und Golddeckung?
- Welche Vor- und Nachteile hat der Goldstandard?
- Welche Goldstandard-Systeme gab es in der Geschichte?
Was ist der Goldstandard überhaupt?
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Der Goldstandard - manchmal auch Goldwährung genannt - ist im engeren Sinne ein Währungssystem, bei der die Währung entweder aus Goldmünzen besteht oder aus Banknoten, bei denen ein Anspruch auf Umtausch in physisches Gold besteht.
Beim Goldstandard fungieren Goldmünzen im einfachsten Fall direkt als Geld (wie es zum Beispiel schon 550 v. Christus gemacht wurde); man spricht aber auch von einem Goldstandard, wenn eine Notenbank dazu verpflichtet und jederzeit in der Lage ist, Banknoten der Landeswährung zu einem festen Wechselkurs in physisches Gold umzutauschen.
In der Praxis gab es aber einige Goldstandard-Systeme, welche diese enge Definition des Goldstandards nur teilweise erfüllten.
Die Art und Ausgestaltung dieser Systeme war durchaus unterschiedlich und reichte vom reinen Goldstandard, bei der die im Umlauf befindliche Währung dem Wert der Goldreserven einer Notenbank entsprachen bis hin zu Teildeckungssystemen, bei welchen - der Name lässt es erahnen - die Währung nur teilweise von physischem Gold gedeckt wurde.
Die Definition des Goldstandards im engere Sinne ist, wenn eine Währung entweder aus Goldumlaufmünzen besteht oder Geldscheine zu einem festen Wechselkurs jederzeit von einer Notenbank in physisches Gold umgetauscht werden können. Dabei entspricht der Wert des Umlaufgeldes dem Goldeinlagewert der jeweiligen Zentralbank.
Was ist der Unterschied zwischen Goldstandard und Golddeckung?
Goldstandard und Golddeckung werden oftmals als Synonyme verwendet, müssen aber nicht zwangsläufig dasselbe bedeuten.
Wir haben es bereits erwähnt, in der Praxis war der Goldstandard oftmals nicht mit einer vollständigen Golddeckung gleichzusetzen, das heißt, das sich im Umlauf befindliche Papiergeld war nicht zu 100% von den Goldreserven der jeweiligen Zentralbank abgedeckt.
Nur in einem System, in welchem das Umlaufgeld zu 100% den hinterlegten Goldreserven entspricht, ist eine vollständige Golddeckung gegeben.
Welche Vorteile hat der Goldstandard?
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Über die Vor- und Nachteile des Goldstandards ließ sich schon immer vorzüglich streiten und ob der Goldstandard ein Relikt aus alten Zeiten oder ein Zukunftsmodell ist, hängt von der Perspektive ab.
Befürworter des Goldstandards führen vor allem die natürlich Begrenztheit des Goldes und die damit einhergehenden Gewinnungskosten als ein Argument dafür an, warum der Goldstandard eine gute Antwort auf aktuelle Probleme ist.
Staatsverschuldung und Inflation: Da der Wert unserer Fiatwährungen heute an keinen Sachwert gekoppelt ist, wird der Wert einer Währung ausschließlich über das Vertrauen in die Währung definiert. Dieses Vertrauen kann schwinden, wenn die Geldmenge durch die Ausgabe neues Geldes stark erhöht wird und es in der Folge zu hohen Staatsschulden und Inflation kommen kann.
Wäre eine Währung in seiner Ausgabemenge jedoch an die knappe Ressource Gold gekoppelt, könnte die Geldmenge nicht mehr beliebig erhöht werden.
Dies würde sich nach Ansicht der Goldstandardanhänger dazu führen, dass Länder verantwortungsvoller wirtschafteten und Inflation verhindert würde.
Internationaler Handel: Würden nationale Währungen in einem festen Wechselkurs zu Gold gehandelt werden, stünden die nationalen Währungen zwangläufig ebenso in einem festen Wechselkurs zueinander. Dies würde den internationalen Handel stabilisieren und so letztendlich stärken.
Anhänger des Goldstandards sind der Meinung, dass die Koppelung einer Währung an die natürlich begrenzte Ressource Gold zu weniger Inflation und Staatsverschuldung führen würde. Außerdem würde die Rückkehr zum Goldstandard auch den internationalen Handel stärken.
Welche Nachteile hat der Goldstandard?
Goldstandard-Kritiker verweisen vor allem auf die mangelnde Flexibilität einer von Gold gedeckten Währung und die historischen Erkenntnisse, die man von früheren Systemen gewinnen kann.
Mangelnde Flexibilität: Eine Währung, deren Umlaufmenge vom fixierten Wert des Einlagegoldes abhängig ist, ist ein sehr starres System, das keine Möglichkeiten hat, finanzpolitisch auf externe Schocks zu antworten.
So wäre es zum Beispiel in der Finanzkrise 2008/2009 nicht möglich gewesen, die Märkte durch die gezielte Erhöhung der Geldmenge zu stabilisieren. Es wäre dann sehr wahrscheinlich gewesen, dass die Folgen der Krise noch deutlich spürbarer geworden wären, als sie ohnehin schon waren.
Und auch in der Zukunft ist es erwartbar, dass globale Herausforderungen wie zum Beispiel die Bekämpfung des Klimawandels durch eine flexible Geldpolitik mitgestaltet werden müssen.
Ein Geldsystem, das auf einer knappen Ressource wie Gold beruht, sei daher nicht dafür geeignet, künftigen Herausforderungen sachgerecht zu begegnen.
Erfahrungen aus der Vergangenheit: Nach Meinung einiger Goldstandard-Skeptiker zeigt ein Blick auf die Vergangenheit, dass der Goldstandard nie ein stabiles Währungssystem darstellte. Zwar sei es durchaus möglich, dass der Goldstandard theoretisch eine interessante Idee sei, praktisch sei er aber nicht umsetzbar gewesen.
Als Beispiel werden meist geschichtliche herausragende Ereignisse herangezogen, bei welchen Länder kurzfristig mehr Geld benötigten, als ihnen der Goldstandard erlaubte.
So führte etwa der Erste Weltkrieg dazu, dass der Goldstandard in fast allen Ländern ausgesetzt wurde. Für die Kritiker stellt sich deshalb die Frage, wie nützlich ein Währungssystem ist, das in Krisenzeiten versagt.
Kritiker des Goldstandard bezweifeln die Krisenfestigkeit von durch Gold gedeckte Währungen und sind der Meinung, dass solche Währungssysteme nicht geeignet sind für zukünftige Herausforderungen sowie zum Beispiel der Klimawandel.
Eine Übersicht über den Goldstandard und seine verwandten Konzepte
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In der Geschichte der Menschheit gab es viele Währungssysteme, die als dem Goldstandard grob zugehörig definiert werden können oder dem Konzept historisch und konzeptuell nahestehen.
Bimetallismus
Der Bimetallismus ist eines der ältesten geordneten Währungssysteme und schon im 6. Jahrhundert vor Christus nachweisbar. In diesen Währungssystemen sind die sich im Umlauf befindlichen Kurantmünzen ausschließlich aus Gold und Silber und dienen als offizielles Zahlungsmittel. Häufig behielt sich der Staat ein Produktionsmonopol vor, um die Qualität und die Geldmenge kontrollieren zu können.
Der klassische Goldstandard
Auch wenn Gold seit Menschengedenken als Zahlungsmittel verwendet wurde, der Goldstandard ist im Wesentlichen ein Konzept des 19. Jahrhunderts und geht auf eine aus heutiger Sicht merkwürdigen Begebenheit zurück:
Der Metallwert der sich im Umlauf befindlichen Silbermünzen war zu dieser Zeit nämlich weitaus höher als ihr Nominalwert, sodass es sich lohnte, die Silbermünzen einzuschmelzen und als Metall zu verkaufen.
In der Folge verschwanden die Silbermünzen zunehmend aus dem Zahlungsverkehr, sodass Goldmünzen als einziges Zahlungsmittel zirkulierten.
1844 führte die Bank of England daher den Goldstandard ein. Banknoten durften fortan nur noch ausgegeben werden, wenn ihr nomineller Wert vollständig durch Gold oder Staatsanleihen gedeckt war.
Da Großbritannien gleichzeitig der international führende Handelsplatz war, wurde der Goldstandard in der Folge auch global das dominierende Währungssystem.
Während des Ersten Weltkriegs
Der Erste Weltkrieg bedeutete eine Zäsur für den noch jungen Goldstandard. Um den Krieg und die damit einhergehenden Rüstungsproduktion finanzieren zu können, brauchten die meisten Länder deutlich mehr Geld als es ihnen unter dem Regelwerk des Goldstandards möglich gewesen wäre. Daher setzten die meisten Länder den Goldstandard aus.
Bretton-Woods-System
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Nach Ende des 2. Weltkrieges wurde ein Regelwerk verabschiedet, das nach dem Konferenzort seiner Entstehung benannt wurde, das Bretton-Woods-System.
Die Grundzüge des System sind relativ einfach zu verstehen:
Als einzige Währung wurde der US-Dollar als eine von Gold gedeckte Währung festgelegt und Gold wurde zu einem festen Wechselkurs von 35 Dollar pro Unze gehandelt. Im Gegenzug wurde den am Bretton-Woods-System teilnehmenden Staaten eine Eintauschgarantie für ihre Dollarreserven gegeben, sodass die anderen Währungen nur noch indirekt an Gold gekoppelt waren.
Außerdem verpflichteten sich die teilnehmenden Länder, den Wert des Dollars im Verhältnis zur Eigenwährung durch Devisenkäufe oder -verkäufe zu stützen.
Was als den internationalen Handel stabilisierende Maßnahme gedacht war, führte aber recht schnell zu augenscheinlichen Problemen.
Da die teilnehmenden Länder dazu verpflichtet waren, den Wert des Dollar zu stützten, konnten die USA fast beliebig große Mengen an Papiergeld drucken, um so die eigenen Wirtschaft anzukurbeln. Verlor der Dollar dann gemäß nach den Gesetzmäßigkeiten von Angebot und Nachfrage an Wert, mussten die Zentralbanken der anderen Länder den Dollar zu einem festen Kurs aufkaufen und so den Kurs künstlich hoch halten.
Das große Problem dabei:
Diese ausländischen Dollarreserven überstiegen schon bald die Goldreserven der amerikanischen Zentralbank und konnten somit nicht mehr - wie eigentlich versichert - in Gold konvertiert werden.
1971 löste Richard Nixon die Fehlkonstruktion schließlich einseitig auf und in der Folge verschwand Gold endgültig als Zahlungsmittel.
Das Bretton-Woods-System ist das vorerst letzte Praxisbeispiel für den Goldstandard und wurde 1971 vom damaligen amerikanischen Präsidenten Richard Nixon aufgelöst.
Im Bretton-Woods-System konnten die teilnehmenden Länder 35 US-Dollar in eine Unze Feingold umtauschen und verpflichteten sich im Gegenzug dazu, den Wert des Dollar durch Devisenhandel stabil zu halten.
Bald überstieg der Dollarwert den Wert der Goldreserven aber um ein Vielfaches, sodass das System schließlich aufgegeben wurde.
Fazit: Der Goldstandard, auch heute noch ein streitbares Thema
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Auch heute ist der Goldstandard ein streitbares Thema und die Befürworter sowie Skeptiker stehen sich meist unversöhnlich gegenüber.
Während Goldstandard-Anhänger die Stabilität dieses Währungssystems hervorheben, bezweifeln Kritiker, dass der Goldstandard jemals eine langfristige Erfolgsgeschichte war und sehen von Gold gedeckte Währungen auch nicht in der Lage, brennende Zukunftsprobleme produktiv mitgestalten zu können.
Dabei kann Gold aber sehr wohl als Diversifizierungsinstrument und steuergünstige Wertanlage eine spannende Wahl für Investoren sein.
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